Mallorca

Weihnachten und Silvester auf Mallorca


Bon Nadal!

Nachdem der Trubel des Sommers und damit die Hochsaison auf der Mittelmeerinsel Mallorca abgeklungen ist, kehrt langsam Ruhe ein. Die Insel zeigt sich von Ihrer ruhigen Seite und bietet damit einen besonderen Reiz.

Bei durchschnittlich frühlingshaften Temperaturen zwischen 15 und 18 ºC und längeren Tagen als zu dieser Zeit in Deutschland, kommt trotz des Mangels an Schnee auch in Spanien langsam Weihnachtsstimmung auf. Aber auch auf Mallorca können die Temperaturen winterlich werden und bis zu 5 ºC absinken. Deshalb sollte man für den Notfall immer eine Jacke im Gepäck haben.

Ab Mitte November, nach dem jährlichen Lichterfest, erstrahlen die Straßen der Hauptstadt Palma de Mallorca in einem unverwechselbaren Glanz, durch prächtige Weihnachtsbeleuchtung und festlich geschmückte Geschäften. Auf vielen öffentlichen Plätzen sind Weihnachtsmärkte und traditionelle Weihnachtskrippen zu finden. Die Weihnachtszeit beginnt offiziell am 8. Dezember mit dem Fest Mariä Empfängnis und endet am 7. Januar, nach dem Tag der Heiligen Drei Könige.

Mallorquinische Traditionen zur Weihnachtszeit

Anders als in Deutschland spielen Adventskalender und Adventssonntage keine Rolle. Vielmehr ist die Weihnachtszeit ein Zusammenspiel aus spanischer Tradition und internationalen Bräuchen. Weihnachtskränze, Weihnachtsbäume oder Plätzchen findet man hier kaum (diese werden zu Ostern gebacken). Dafür gibt es eigene und teilweise sehr skurrile Bräuche, mit welchen wir Sie in diesem Artikel bekannt machen wollen.

Weihnachtsmärkte in Palma und Umgebung

Wie auch in Deutschland finden zur Weihnachtszeit in verschiedenen Orten der Insel Weihnachtsmärkte statt, die meisten davon in der Hauptstadt Palma. Von landestypischem Handwerk über Weihnachtsschmuck, bis zu mallorquinischen Spezialitäten findet man alles, was das Herz begehrt, auch heiße Maronen und vereinzelt sogar einen Glühwein (vino caliente).

Ausführlichere Informationen zu den Weihnachtsmärkten auf Mallorca finden Sie hier:

Der Weihnachtsbaum

Der Weihnachtsbaum, wie wir ihn von zu Hause kennen, ist erst seit kurzem auf der Insel zu finden. Mittlerweile ist er oft Teil der Deko auf Weihnachtsmärkten und in den Städten und Gemeinden. Dort findet man sie bis in den Januar hinein. Da auf der Insel keine Tannenbäume wachsen, sind die Weihnachtsbäume auf Mallorca meist aus Plastik, gern auch schwarz oder weiß, und mit bunt blinkenden Lichtern versehen.

Die Weihnachtskrippen – Belens

Die wichtigste Tradition zur Weihnachtszeit auf Mallorca stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist das Aufstellen der Weihnachtskrippen, genannt Belens. Belen ist das spanische Wort für Bethlehem. In jedem Haushalt werden diese filigran gearbeiteten Figuren als zentrales Symbol zu Weihnachten aufgebaut. Jeden Tag werden sie dann entsprechend der Weihnachtsgeschichte versetzt. Diese liebevoll nachgestellten Szenen finden sich auch in Kirchen, auf den Straßen und in den Schaufenstern der Geschäfte. Die Figuren beschränken sich dabei nicht nur auf die klassische Weihnachtsgeschichte. Auch Figuren aus dem alltäglichen mallorquinischen Leben lassen sich hier finden, wie beispielsweise Bauern oder Bäcker.

Spanische Krippe zu Weihnachten

Eine skurrile Figur ist der Caganer, sinnhaft übersetzt „das kleine Scheißerchen“. Dies ist eine Figur aus dem katalanischen Kulturkreis, die in der Nähe der Heiligen Familie ihre Notdurft verrichtet und der Person, die sie in der Krippe findet, Glück bringen soll. Ursprünglich wurde damit eine Bauerngestalt dargestellt, heutzutage findet man ihn auch mit dem Gesicht von bekannten Fußballspielern oder sogar dem Papst.

Wer mag, kann auch eine Krippenausstellung besuchen. Eine besonders schöne befindet sich im March Foundation Museum. Dabei handelt es sich um eine kunstvolle Krippenszene aus Italien, die „Belén Napolitano“, mit circa 2.000 handgefertigten Teilen aus dem 18. Jahrhundert.

Tio Caga Turro – Ein Baumstamm zu Weihnachten

Ebenso skurril wie die Krippenfigur des Caganer ist eine Weihnachtssüssigkeit auf Mallorca, genannt Tio Caga Turro. Tío ist das spanische Wort für Onkel oder Kumpel, Turró steht für eine für Weihnachten typische Nascherei. Caga steht für das Verb am Ende des Verdauungsvorgangs.

Bei der Süßigkeit handelt es sich um einen dicken Baumstamm, welcher mit einem Gesicht bemalt wurde. Früher wurde darunter von den Eltern Süßes versteckt. Heute gibt es spezielle Fächer im „Hinterteil“, in das Süßigkeiten gelegt werden können.  Mittlerweile ist dieser katalanische Brauch nicht mehr so weit verbreitet.

Lotterie zu Weihnachten – „El Gordo“

Es gibt ein sicheres Zeichen dafür, dass auf Mallorca die Weihnachtszeit begonnen hat: alle kaufen wie verrückt Lotterielose.

Lotterien sind in Spanien das ganze Jahr über wichtig, werden zur Weihnachtszeit jedoch essenziell. Schulen und Vereine verkaufen im Dezember Nummern für sogenannte Rifas (Tombolas), bei denen sie für einen guten Zweck spenden sammeln wollen. Schüler bezahlen vom gesammelten Geld häufig ihre Abschlussfahrten.  Zu den Gewinnen zählen meist Körbe mit Delikatessen für das Weihnachtsessen.

Die wichtigste und bekannteste Losziehung findet am 22. Dezember statt. Es ist die Ziehung der großen staatlichen Weihnachtslotterie, welche bereits seit 1812 stattfindet.

Dabei werden aus zwei großen Lostrommeln Holzkugeln gezogen, bei der eine Trommel fünfstellige Losnummern enthält, die andere die Gewinne. Die Ziehung wird von Schüler*innen einer Schule aus Madrid durchgeführt, welche sowohl Losnummer als auch die Gewinne vorsingen.

Jede der fünfstelligen Losnummern gibt es zehnmal. Will man alle zehn Lose einer Serie kaufen, bezahlt man dafür 200 €. Da dies aber für die meisten zu viel ist, hat sich ein weiterer Brauch gebildet. Familien, Freunde oder Arbeitskollegen tun sich zusammen und teilen eine Serie untereinander auf. Dabei bezahlt man weniger, hat aber am Ende auch nur ein Zehntel Anteil am Gewinn. Es gehört zum guten Ton, sich an einer Lotterie zu beteiligen. Mittlerweile kann man auch in einigen Geschäften oder Bars und Restaurants Anteile an deren Lotterie erwerben. Den Hauptgewinn der Lotterie nennt man „El Gordo“. Das heißt wörtlich übersetzt „der Dicke“.

Die Weihnachtsfeiertage auf Mallorca

Die Weihnachtsfeiertage beginnen auf Mallorca am 24. Dezember und enden am 7. Januar, werden jedoch etwas anders gefeiert als in Deutschland.

Der 24. Dezember – Heiligabend

Traditionell wird auf Mallorca der Heiligabend mit einem gemeinsamen Familienessen begangen. Viele Hotels und Restaurants bieten aus diesem Anlass ein Gala Mittag- oder Abendessen an. Tische dafür sollten im Voraus reserviert werden.

Zum Weihnachtsessen gehören der Tradition nach heiße Schokolade und Ensaimadas.

Die heiße Schokolade – chocolate caliente – könnte auch als mallorquinisches Pendant zum Glühwein bezeichnet werden. Sie wird neben Ensaimadas, einem typisch mallorquinischen Schmalzgebäck, auch gern mit Churros gereicht.

Ein weiteres bekanntes Weihnachtsgebäck sind Polverones. Wie der Name vielleicht schon erkennen lässt, handelt es sich dabei um ein pulvriges Gebäck und besteht aus Schmalz, Zucker, Mehl, Nüssen und Milch und sieht wie ein Bonbon aus.

Am Heiligabend gibt es in Spanien noch keine Bescherung, maximal kleinere Aufmerksamkeiten.

Zum mallorquinischen Heiligabend gehört für die katholisch geprägte Bevölkerung ebenfalls der Besuch der Mitternachtsmesse, die Noche de Maitines. In vielen Kirchen werden zum Teil bereits nachmittags Gottesdienste abgehalten, in einigen auch deutschsprachige.

Zum typischen Gottesdienst gehört der Gesang der Sibilla (Canto de Sibila) welcher im November 2010 von UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Dabei handelt es sich um einen mittelalterlichen Kirchengesang, der in der Regel von einem einzelnen Mädchen vorgetragen wird. Diese trägt ein Schwert und verkörpert damit die Rolle der Sibylle von Erythrai.  Häufig wird sie von Kindern mit Kerzen begleitet, wobei der Canto de Sibila als A-cappella-Gesang gesungen wird.

Häufig geht die junge Bevölkerung nach der Weihnachtsmesse feiern.

Der 25. Dezember – Erster Weihnachtsfeiertag

Der 25. Dezember ist auch in Spanien ein Feiertag, an dem das Weihnachtsfest mit der gesamten Großfamilie zelebriert wird. Dazu gehört ein üppiges Festessen. Dieses besteht typischerweise aus einem Spanferkel (porcella) und den traditionellen Streichwürsten, Sobrasadas, mit denen auch das Spanferkel gefüllt wird. Auch mit Fleisch gefüllte Pasta, genannt Galets und der Geflügeleintopf Escaldums dürfen nicht fehlen. Besonders die Kinder freuen sich zur Weihnachtszeit über Túrron. Dies ist eine mallorquinische Süßspeise aus Mandeln und einer Zucker-Ei Masse, deren Ursprung etwa 500 Jahre in die Zeit der Mauren zurückgeht.

Der 6. Januar – Heilige Drei Könige

Am Tag der Heiligen Drei Könige finden grosse Paraden statt
Parade der Heiligen Drei Könige

Was für die Kinder in Deutschland der Heiligabend ist, ist für spanische Kinder der 6. Januar, denn an diesem Tag findet die Bescherung statt. Die Geschenke bringen hier, anstelle von Weihnachtsmann oder Christkind, die Heiligen Drei Könige – Los Reyes Magos.

Bereits am Abend des 5. Januars ziehen diese in einer grossen Parade durch die Straßen.

Mit einem Boot kommen Caspar, Melchior und Balthasar im Hafen von Palma an und beginnen von dort ihren Umzug mit bunt geschmückten Wagen und schönen Figuren. Während der Parade werfen Sie immer wieder Naschereien von der Kutsche in die Menge, worüber sich besonders die Kleinsten sehr freuen.

Vor dem Schlafengehen stellen die Kinder Kekse und Milch für die Könige und Wasser für deren Kamele vor die Haustür. Am nächsten Morgen finden Sie dann ihre Geschenke vor. Das ein oder andere Mal ist darunter auch ein Stück Kohle. Waren die Kinder artig, ist dieses Stück, genannt Carbon de Reyes, allerdings süß und besteht aus Zucker. Diese Süßigkeiten findet man Anfang Januar in vielen spanischen Bäckereien.

Eine weitere traditionelle Süßspeise zum 6. Januar ist der Roscón de Reyes. Dies ist ein Hefekranz, der traditionell mit Trockenfrüchten verziert wurde und mit Sahne gefüllt ist. Manche Spanier backen in den Hefekranz auch eine harte Bohne und eine Königsfigur ein. Wer die Figur findet, bekommt eine Krone aufgesetzt und hat dem Glauben nach im nächsten Jahr viel Glück. Die Person, welche die harte Bohne findet, muss im nächsten Jahr den Hefekranz kaufen.

Silvester auf Mallorca

Wenn Sie sich dazu entschieden haben, Weihnachten auf der schönsten Insel der Welt zu verbringen, bleiben Sie am besten auch über Silvester. Auch dieser Tag ist auf Mallorca ein besonderes Erlebnis.

Trotz vieler Partys ist die Silvesternacht, genannt Noche Vieja, ein eher besinnlicher Brauch.

Zwar feiern einige Silvester auf öffentlichen Plätzen, wie bei der riesigen Open-Air-Party am Rathaus von Palma mit anschließendem Feuerwerk direkt am Hafen von Palma de Mallorca, dennoch verbringen die meisten den Abend daheim mit ihrer Familie. Dazu gehört wie immer ein reichliches Abendessen. Dafür bieten auch Restaurants, Bars und Nachtclubs besondere Menüs und Events an.

Egal ob zu Hause oder auswärts, eine elegante Garderobe gehört an diesem Abend zum Pflichtprogramm.

Wenn die Uhr um Mitternacht zwölf schlägt, essen Spanier bei jedem Glockenschlag eine Weintraube. Dies soll viel Glück im neuen Jahr bringen. Seinen Ursprung hat dieser Aberglaube im Jahr 1909. Damals fiel die Traubenernte so reichhaltig aus, dass die übrig gebliebenen Trauben anders verwertet werden mussten. Ein weiterer Brauch ist es, am Silvesterabend rote Unterwäsche zu tragen. Auch das soll im neuen Jahr Glück bringen, vor Allem für die Liebe.

Begrüßt wird das neue Jahr auf der ganzen Insel mit Feuerwerken in den Städten und an Stränden.



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